Zu ihrer Jahrestagung trafen sich an diesem letzten April-Wochenende die Mitglieder des Biographiezentrums in Köln-Westhoven. Eine öffentliche Lesung am Samstagabend in der stimmungsvollen Anlage des Bürgerzentrums Engelshof krönte die berufliche Zusammenkunft.
Es war ein privater Abend, weil er sehr persönliche Einblicke in die Lebensläufe und Gedankengänge der geschilderten Personen bot. Es war ein launiger Abend, weil von schneidigen Menschen, mutigen Ideen und überraschenden Wendungen zu hören war. Es war auch ein berührender Abend, weil er die Schicksalsschläge des Lebens nicht überging. Alles in allem war es ein Lese-Abend, an dem das Leben innerhalb der geschichtlichen Verwerfungen der vergangenen 100 Jahre in einer Intensität und Vielfalt zum Ausdruck kam, wie man sie selbst in einer Weltstadt wie Köln wohl selten erleben kann.
Kreativ angeregt
Für die rund 20 Teilnehmenden, die der Einladung des ortsansässigen Kollegen Bernhard Terjung gefolgt waren, diente das Wochenende vor allem der kreativen Anregung und gegenseitigen Befruchtung. Mit dem Anschluss an das Biographiezentrum, die Vereinigung deutschsprachiger Biografinnen und Biografen, verständigten sich die Mitglieder auch auf ein gemeinsames Berufsethos, an dem es sich auszurichten gilt: Der Dienst für die Kunden und der Einklang mit sich selbst müssen ein Gleichgewicht finden.
Damit dies gelingt, sorgten vier hervorragende Referentinnen aus den eigenen Reihen für reichliche Anregungen zur Weiterentwicklung: Mit der sozialen Absicherung für freiberufliche Biografinnen und Biografen arbeitete Andrea Wenzek ein existenzielles Thema aus. Katja Sengelmann steuerte mit den spezifischen Fragen für die Erstellung einer Firmengeschichte in Abgrenzung zur Privatbiografie ein fachliches Thema bei. Andrea Richter zeigte am Beispiel einer Familiengeschichte, wie wichtig neben dem Schreiben auch eine ansprechende Gestaltung ist. Michaela Frölich gab unter dem Titel „Auf zu neuen Ufern“ schließlich den nötigen kreativen Kick zur persönlichen Berufsentwicklung.
Frisch motiviert
Wer sich also demnächst dazu entschließt, zum Verfassen seiner Biografie professionelle Hilfe aus den Reihen der Mitglieder des Biographiezentrums in Anspruch zu nehmen, wird auf frisch motivierte und fortgebildete Experten treffen, die zielstrebig mit ihren Kunden neue Ufer ansteuern.
Adele von Bünau, www.ihre-autobiografie.de
Ein Kaleidoskop des Lebens – das wurde tatsächlich geboten während der Lesung. Ich kann Adele von Bünau nur beipflichten, es war eine rundum inspirierende Tagung in Köln. Außerdem: Wie hätte ich sonst erfahren von der Fertigkeit geschickter Schuh-Kreateure, Exemplare in Größe 56 herzustellen und pfiffig zu vermarkten? Von mutigen Frauen, die bereits in den 30er Jahren unkonventionelle Weltreisen unternahmen? Von spannenden Liebesgeschichten in Zeiten des Krieges? Alles Episoden, die das Leben schrieb und von KollegInnen professionell festgehalten und auszugsweise präsentiert wurden. Und diese Liste ließe sich noch lange fortführen. Nebenbei: Es ist schon eine besondere Spezies Mensch, die gerne in die Lebensgeschichten anderer eintaucht: interessiert und zugewandt. Und das spürt man gut während einer solchen Tagung. Ich war gerne mit diesen Menschen zusammen.
Auch jetzt – eine Woche nach unserem 3-Tages-Treffen in Köln – wirkt noch so Vieles nach: die Freude des Wiedersehens von uns BiografInnen nach über einem Jahr (2018 in München); die Bereicherung durch einige bis dato mir persönlich noch nicht bekannte BiografInnen; die Workshops/Fortbildungen mit Langzeitwirkung und die vielen lebensbunten Lesungen von KollegInnen aus »ihren« Biografien. Die Vorfreude auf unser nächstes Treffen Ende März 2020 ist jetzt schon groß.
Hier noch 16 Foto-Impressionen unserer Kölner Tage:
https://www.salon-schwarz-weiss.de/schreibsalon.html