Wie gesagt: zwischen meinen (Biographie-) Partner und mich passt häufig kaum ein Blatt Papier, wenn, ja wenn die lieben Verwandten nicht wären.

Ein Mensch kommt auf die Idee, sein Leben zu Papier zu bringen, eine sehr gute Idee! Er sucht sich Hilfe und findet diese auch, ob konventionell über Telefonbuch und Gelbe Seiten, über private Empfehlungen, ein Zeitungsinserat oder über eine selbst angestrengte Internetrecherche. Freudig berichtet er in seinem familiären Umfeld von seinem Projekt. Auch die Angehörigen sind anfangs zumeist begeistert! Bis es ernst wird: „Was, Du hast jemanden eingeladen, der das für dich macht?“

Und dann die Fragen aller Fragen: „Was kostet das denn?“

Offensichtlich grassiert im Umfeld der Verwandten (und somit potenziellen Erben) die Meinung, daß biographische Arbeit ziemlich wertlos ist, denn gleichgültig, was alles im angebotenen Paket steckt und wie auch immer abgerechnet werden soll, es ist zu teuer!

Nun hängt alles davon ab, wie anfällig der werdende Kunde ist: lässt er sich in sein Projekt hineinreden? Haben die Kinder schon das Zepter übernommen und teilen Vati oder Mutti das Geld zu? Drängeln sich Enkelkinder in den Vordergrund und bestimmen: „Wir machen das selbst!“ oder sind es gar keine Verwandten, sondern Nachbarn, die ein Biographieprojekt in Zeiten der hochgehypten China-Bazille stoppen, weil es für den 92-jähringen viel zu gefährlich ist, sich mit einem Fremden (auf 5 Meter Abstand!) zu treffen und er damit sich und die gesamte Hausgemeinschaft gefährdet? Der alte Mann hat keine Angst vor einer Ansteckung, der hat schon ganz andere Sachen überlebt. Außerdem möchte er gar nicht mehr so viel überleben, er möchte einfach nur sein Leben aufschreiben lassen und seinen Lieben ein schönes Buch überreichen.

Nun lässt er die halbfertige Biographie ruhen, um des lieben Friedens willen. Hoffentlich kommen wir noch zu einem guten Ende!

Auch in Coronazeiten immer für Sie da: Olaf von Beuningen www.goetzart.de