Ein aktuell sehr lesenswertes Buch von Christiane Hoffmann ist „ Alles, was wir nicht erinnern“ . In diesem Buch geht sie heute den Fluchtweg ihres Vaters während des 2. Weltkrieges nach.

Das Buch zeigt den „Erinnerungskonflikt“ zwischen der Generation, die den Weltkrieg miterlebt hat und ihre Nachkommen sehr schön auf. Immer wieder möchte die nachfolgende Generation über diese Zeit ihrer Großeltern erfahren, was für furchtbares, intensives und herzzerreißendes sie erlebt haben. Doch diese tun sich häufig schwer, möchten lieber über aktuelle Themen erzählen, statt wieder in die Erinnerung ihrer damaligen Erlebnisse einzutauchen und für die Enkelgeneration festzuhalten.

Das Buch zeigt auch sehr schön das Dilemma auf, vor dem ich immer wieder stehe, um die sogenannte „Kriegsgeneration“ beim Erzählen für die nachfolgenden Generation zu unterstützen.

Ein Ansatz, der mir hierbei immer wieder geholfen hat, ist den Erzähler insofern zu entlasten und die übernächste Generation, die „Enkelgeneration“ selber Fragen stellen zu lassen.

In mehreren Dreh-Portraits konnte ich mit dieser Methode einen neuen und unbeschwerten Zugang zu Informationen bekommen, ohne die Kriegsgeneration insgesamt zu sehr zu beanspruchen. Die „Enkelgeneration“ kann unbekümmert und direkt mit wissbegierigen Fragen die nötige Information von ihren Großeltern auf eine unbefangene Weise herauskitzeln, ohne dass diese dabei zu sehr leidet.

Neben der angesprochenen zusätzlichen Information, ist natürlich auch der zu beobachtende Familienprozess höchst spannend und gibt dem einen oder anderen Dreh-Portrait eine besondere Note und eine spezielle Würze.