Oft werden persönliche Lebenserinnerungen oder die Privatbiografie einer Person auf Wunsch ihrer Kinder niedergeschrieben – und zwar nicht selten wiederum mit Blick auf folgende Generationen. Insbesondere an die letzten Vertreter der Kriegsgeneration – mittlerweile hochbetagt –  sowie an die ersten Vertreter der Nachkriegsgeneration wird dieser Wunsch immer wieder herangetragen.

Erfahrungen von Flucht und Vertreibung, von Zusammenbruch und Wiederaufbau, von tiefgreifenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen sollen an spätere Generationen überliefert werden. Denn die nach 1945 Geborenen sind – nach allen Schrecken des Krieges – in die längste Friedensperiode hineingewachsen, die Deutschland je erlebt hat. Und auch die darauffolgenden Generationen wachsen unter völlig veränderten Bedingungen auf und in neue Welten hinein.

Soziologen haben diese Generationen nach Jahrgängen eingeteilt, benannt und die sie gemeinschaftlich prägenden Ereignisse erforscht. Die Spanne reicht von der Generation der sog. Babyboomer (ca. 1946 bis 1964) über die Generationen X (1965 bis 1979), Y (1980 bis 1994) und Z (1995 bis 2010) bis hin zur Generation Alpha (ab 2010). Ab 2025 wird dann die Generation Beta folgen.

Auch wenn die Veränderungen der letzten Jahrzehnte in Deutschland nicht so abrupt und existenziell waren wie diejenigen, die die Kriegsgeneration erfuhr, so waren sie dennoch tiefgreifend. Zu erwähnen ist hier vor allem die rasante Entwicklung auf technischer und technologischer Ebene – mit starken Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben.

Insbesondere die Generationen Y bis Alpha haben eines gemein: Sie alle sind sogenannte Digital Natives, in die digitale Welt hineingeboren. Die Generation Y stellt die erste Generation dar, die mit Internet und technologischen Medien aufgewachsen ist. Mit der Generation Z folgt dann die erste Smartphone-Generation. Für sie und auch die nachfolgende Generation Alpha verschwimmen die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt immer weiter.

Allein die Beschreibung, wie fundamental das Smartphone unser Leben verändert hat – die Art wie wir kommunizieren, einkaufen, uns informieren, organisieren und orientieren – wäre ein abendfüllendes Unterfangen.

Wie groß die Unterschiede in der Lebensweise beispielsweise der Generation Z im Vergleich zur Kriegsgeneration ist, sei nur an einigen wenigen Beispielen erläutert:

  • 1:1-Kommunikation ist heutzutage möglich, selbst wenn man über die Kontaktdaten einer bestimmten Person nicht oder nicht mehr verfügt – z.B. über den Algorithmus von Instagram oder weiterer sozialer Medien. Kontakthalten ist hierdurch einfach, Kontaktanbahnung war nie leichter. Wie effizient und erfinderisch jedoch die Kommunikation der Kriegs- und Nachkriegsgeneration im zerbombten, in Besatzungszonen zerschnittenen Deutschland selbst ohne Handy und Email (geschweige denn Smartphone) war, muss den in technischer Selbstverständlichkeit aufgewachsenen nachfolgenden Generationen erst einmal erklärt werden: Familien fanden z.B. nach Bombenangriffen wieder zueinander – mit Hilfe von Kreidenotizen an den stehengebliebenen Wänden ausgebombter Häuser oder durch Hinterlassen von Nachrichten bei Verwandten, Bekannten oder an dritten Orten.
  • Orientierung findet heutzutage größtenteils via Google auf dem Smartphone statt; auch Zug- und Flugpläne und die entsprechenden Buchungen werden mobil aufgerufen. In der Nachkriegszeit passierte es nicht selten, dass Männer oder Frauen per Fahrrad quer durch Deutschland – sogar über Besatzungszonen hinweg – reisten, um vermisste Angehörige zu suchen. Hierbei gelang Orientierung selbst ohne Navigationsgerät, oft sogar ohne Landkarte. Und Kommunikation fand in den Tagen und Wochen nach dem Zusammenbruch ohne Telefon, Post oder Telegramm statt – eben durch Übermittlung von Botschaften durch Hin- und Herreisen, sei es per Fahrrad, zu Fuß, auf Kohlezügen oder der Ladefläche eines LKWs.

Wenn nachfolgende Generationen also die Lebensumstände ihrer Eltern und Großeltern nachvollziehen sollen, empfiehlt es sich, in ihre Erinnerungen ab und zu Erklärungen einzustreuen. Auch in der Haustechnik hat sich wesentliches getan – Waschmaschinen kamen erst in den 1950er Jahren auf, vorher wurde die Wäsche per Hand und mit dem Waschbrett gewaschen. Die Spülmaschine setzte sich in den 1960er Jahren durch. Ein Fernsehprogramm gab es in Deutschland ab 1952 – zunächst in schwarz-weiß; bis dahin wurde Radio per Volksempfänger gehört. Das Farbfernsehen zieht erst 1967 in deutsche Wohnstuben ein. Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen.

Der stärkste technologische Umbruch steht aber noch bevor: Welche Auswirkungen die breite Anwendung von KI im Leben unserer Kinder, Enkel und Urenkel haben wird, ist zurzeit noch nicht absehbar. Sicher ist nur eines: Wandel, Entwicklung, Veränderung – und zwar in rasantem Tempo. Möglicherweise sogar in exponentiell steigendem Tempo, denn der Einsatz von KI könnte sich auch auf künftige Erfindungen und Weiterentwicklungen wie ein Hebel auswirken – und letztlich auch auf unser Zeitempfinden.

Da könnte sich das 20. Jahrhundert schon bald weit weg anfühlen.

Vertreter der Generation Z mit Smartphone