Heute fuhr ich mit 20 frisch gedruckten Biografien im Gepäck zu einer lieb gewonnenen Kundin. Ihre Biografie ist fertig.

Über ein Jahr haben wir gemeinsam an ihrem Buch gefeilt. Sie wollte über das Leben ihrer Familie in der DDR berichten – vom Vater, einem zunächst erfolgreichen Unternehmer, bis die Repressalien des Unrechtsstaates erst das Familienvermögen und schließlich seine Gesundheit ruinierten, von den Einschränkungen und der Willkür, die die Menschen in der DDR erleiden mussten, vom Mauerbau und von der Wiedervereinigung.


In akribischer Kleinarbeit hatte meine Kundin
Zeitungsartikel, Fotos, Briefe und die kostbaren Tagebuchaufzeichnungen ihrer Mutter gesammelt und sortiert. Ich erinnere mich, wie ich nach unserem ersten Treffen mit drei dicken Ordnern voller Material bepackt nach Hause fuhr.

Mein Auftrag lautete, daraus ein schönes, mit zahlreichen Bildern und Texten belegtes Dokument der Familien- und Zeitgeschichte zu erstellen. Ich hatte völlig freie Hand.

Es folgten viele Wochen und Monate des Sichtens, des Lektorierens ihrer Texte, des Scannens und Fotografierens der Unterlagen, der Recherche, des Schreibens und der regelmäßigen Absprachen mit meiner Kundin.

Nachdem das Konzept stand, gestaltete ich das nicht unaufwändige Layout des Buches.

In welchem anderen Beruf hat man die Möglichkeit, so tief in das Leben anderer Menschen einzutauchen und daraus in vielfältiger Weise kreativ ein höchst persönliches und wertvolles Werk zu schaffen? Sinn zu schaffen?

Die Freude und Dankbarkeit, die meine Kunden mir bereits während der Zusammenarbeit zum Ausdruck bringen, empfinde ich immer wieder als großes Geschenk, das mich mit tiefer Befriedigung erfüllt.

Tja, und heute, ein Jahr nach meinem ersten Treffen mit meiner Kundin, habe ich ihr ihre Biografie übergeben, ein hoch emotionaler Moment für meine Kundin – und  für mich.

Gibt es einen schöneren Beruf als den der Biografin?

Grit Kramert
www.biographiekunst.de