Vita Veritas ist ein norwegisches Franchise-Unternehmen zum Sammeln von Lebensgeschichten. Denn so versteht sich das Unternehmen. Es handele sich nicht um Biographen oder gar Autoren, die hier arbeiteten, da nur aufgeschrieben werde, was die Kunden erzählten. So steht es auf der Homepage.

Vita Veritas habe ich vor einigen Jahren kennengelernt, als es noch im Aufbau war. Die ersten Bücher waren geschrieben, einige wenige Regionen im Land mit Franchisenehmern abgedeckt und auf der Suche nach Erweiterungsmöglichkeiten. Inzwischen wird das gesamte Spektrum angeboten, von Kursen – auch online oder in Italien, über Lektorat, Filme und natürlich Bücher. Hierfür wird wiederum Unterstützung und Beratung in allen Phasen angeboten. Inzwischen werben sie für eine individuelle Gestaltung der Bücher, ich weiß allerdings nicht, wie individuell sie wirklich ist. Als ich Vita Veritas kennenlernte, wurden zwei oder drei verschiedene Buchformate und ebenso viele verschiedene Covertypen angeboten. Das hielt die Preise bei etwa 2000 Euro. Als Franchisenehmer erhält man eine komplett ausgearbeitete Formatvorlage, in die nur noch eingetippt werden muss. Durch die gesamten Strukturen ist die Arbeit sehr rationell und machen lange Vorbereitungen auf die gewünschten Aufträge unnötig. Das Unternehmen wurde von Anfang an mit diesem Ziel aufgebaut und scheint inzwischen recht erfolgreich zu sein.

Das alles klingt im ersten Moment ganz nett. Die Akquise läuft zentral, darum muss man sich als Biograph, oder Lebensgeschichtensammler, nicht kümmern, die eigentliche Arbeit kann gleich beginnen. Der Arbeitsumfang ist überschaubar, da die Abläufe genau festgelegt sind. Dafür erreicht man mehr Menschen.

Daran musste ich denken, als im Herbst beim Mitgliedertreffen des Biographiezentrums die Möglichkeiten diskutiert wurden, ein angemessenes Einkommen zu sichern. Wäre eine solche Firma in Deutschland denkbar? Ich meine nicht die Franchiseidee als solche, sondern die Möglichkeit, auf diese Weise Bedingungen schaffen zu können, die es mehr Menschen ermöglichen könnte, ihre Lebensgeschichte als Buch in Händen zu halten? Und könnte es auf der anderen Seite mehr Biographen ein angenehmes Einkommen sichern?

Für den Erfolg spielen sicher die Mentalitätsunterschiede eine Rolle. Der Katalog, aus dem ausgewählt werden darf, müsste in Deutschland wohl größer sein und trotzdem müssten noch Sonderwünsche erfüllt werden können. Und wie wäre es mit einer gemeinsamen Firma, in der man sich für gemeinsame Wege zusammenschließt, intensiver, als in einem Verein, der zumindest für die gemeinsame Idee wirbt, jeder einzelne aber trotzdem weitgehend eigenverantwortlich arbeitet?