Wer andere beim Aufzeichnen ihrer Lebensgeschichten begleitet, erfährt es immer wieder:

Das biografische Schreiben dient nicht ausschließlich dazu, etwas festzuhalten.

Oft eignet es sich auch als Unterstützung, um etwas loszulassen.

Hier stelle ich Dir eine Methode vor, die dabei hilft, belastete Beziehungen zu klären: die sieben Briefe. Wo sich der eigene Blick durch Ärger verengt, kannst Du ihn mit Hilfe der sieben Briefe wieder weiten.

In einer Zeit, in der sich schriftliche Kommunikation überwiegend auf Whattsapp-Nachrichten verkürzt hat, mögen Dir sieben Briefe viel erscheinen, doch das klingt schlimmer, als es ist: Für jeden „Brief“ reicht oft bereits ein Satz.

Die Briefe sind nicht dazu gedacht, abgeschickt zu werden. Sie dienen Dir persönlich, um mit der belasteten Beziehung besser zurechtzukommen.

Dies sind die sieben Briefe, die Du schreiben kannst an einen Menschen, mit dem Du gerade Schwierigkeiten hast. Ich nenne ihn hier Klaus. Er könnte auch Gabi heißen, – von beiden wissen wir von den „Prinzen“, das ihre Beziehung häufig „grausam“ ist.

  1. Brief: Lieber Klaus, ich nehme Dir übel, dass…
  2. Brief: Lieber Klaus, ich bedaure, dass….
  3. Brief: Lieber Klaus, ich mag an Dir…
  4. Brief: Lieber Klaus, ich danke Dir…
  5. Brief: Lieber Klaus, ich bitte Dich…
  6. Brief: Lieber Klaus, ich wünsche mir…
  7. Brief: Lieber Klaus, ich habe Dir noch nicht gesagt, …

An alle Gabis: Schreibt diese sieben Briefe an Euren Klaus. Am nächsten Tag noch einmal, und am dritten Tag wieder. Ich hoffe, Ihr merkt dann, dass sich etwas in Eurer Einstellung zu Klaus ändert.

Vielleicht ist Klaus immer noch ein Schwein, in gewisser Hinsicht. Aber nicht mehr nur. Jetzt habt Ihr auch manche Dinge aufgeschrieben, die Klaus menschliche Züge zurückgeben.

So sind die sieben Briefe gedacht: Der Ärger bekommt einen guten Rahmen. Er bleibt nicht uferlos. Und selbst wenn der Bauch grollt, soviel Gutes habe Klaus gar nicht verdient: Auch das eigene (Er-)Leben bekommt Gutes hinzu. Es ist nicht mehr nur „grausam und schrecklich gemein“, sondern auch von Dankbarkeit erfüllt und von Wünschen getragen.

Und schon hat eine kleine Übung der Biografiearbeit zur besseren Lebensbewältigung beigetragen!