Es gibt viele gute Gründe, eine Autobiografie zu schreiben. Einige davon habe ich hier ausführlich dargestellt.
Doch es gibt auch einige verbreitete Fehler, die Sie vermeiden sollten, um Ihre Autobiografie noch lesenswerter zu gestalten.

Fehler 1) „Abrechnung“ mit anderen: Im Fokus steht das Ich mit seiner Art, auf die Zumutungen und Chancen des Lebens zu reagieren. Wie hat das Erlebte auf dieses Ich gewirkt? Was hat es angerichtet und wie erklären Sie sich das im Nachhinein? Bleiben Sie, so gut es geht, bei sich.
Sobald man andere in seine Geschichte hineinzieht, besonders in anklagender Art und Weise, gibt man Verantwortung und Schöpfungskraft aus der Hand. Zudem verletzt man schnell fremde Persönlichkeitsrechte.

Fehler 2) „Selbstvermarktung“ statt Aufrichtigkeit: Man kennt es aus Memoiren berühmter Persönlichkeiten, worin der Wunsch nach Selbstdarstellung vorherrscht, die bemühte Fixierung des eigenen Bildes in der Geschichte. Sie machen sich das Erlebte dienstbar, um ein möglichst homogenes und strahlendes Selbstbild in der Gegenwart zu etablieren. Das geht auf Kosten der Glaubwürdigkeit und nimmt der Autobiografie ihre Kraft.
Kehren Sie nicht nur das Vorteilhafte heraus, sondern setzen Sie sich auch mit Schwächen und Misserfolgen auseinander. Irrwege und Fehlentscheidungen gehören selbst im Roman zu jeder guten Geschichte dazu, machen sie menschlich und lesenswert.

Fehler 3) Auf der Fakten-Ebene verharren: Fakten sind gut und wichtig, wo sie Erzähltes belegen und einordnen. In der Autobiografie interessiert aber, wie ein bestimmter Mensch auf diese Fakten reagiert hat; seine Gedanken, Überzeugungen, Gefühle, und Werte, das Charakterbild, das dabei entsteht. Die Fakten allein kann man auch aus Unterlagen und Archivalien ziehen, die persönliche Einschätzung und Reflexion macht eine lebendige Geschichte daraus. Lesen Sie ausführlicher in diesem Beitrag auf meinem Blog.

Fehler 4) Vollständigkeitsanspruch: Nicht das ganze Leben kann in der Autobiografie abgebildet werden. Wer zum Ausufern neigt, sollte sich möglichst genau vorstellen, wer die Autobiografie einmal lesen soll und warum. Was wollen Sie diesem Lesenden berichten oder zeigen? Was soll er verstehen, was wollen Sie ihm mitgeben? Treffen Sie anschließend eine Auswahl aus Ihren Erlebnissen mit der Frage der Roman-Autoren: „Was treibt meine Geschichte voran?“ Dieses Geschehen verdient es, möglichst lebendig und sinnlich erzählt zu werden. Dafür können Sie auf Schilderungen verzichten, die für Ihre Entwicklung keine nachhaltige Bedeutung hatten. Lesen Sie Ausführlicheres dazu hier auf meinem Blog.