Vorträge

Bedürfnis nach Unsterblichkeit
Zur Geschichte des biografischen Schreibens
Vortrag von Dr. Andreas Mäckler

“Ein Menschenleben, ach, es ist so wenig, ein Menschenschicksal, ach, es ist so viel.” Kürzer und bündiger als der Dichter Franz Grillparzer mit diesem Stoßseufzer kann man jenen eigenartig zwitterhaften Charakter der menschlichen Existenz, der ihre Schilderung so fesselnd macht – fesselnd zum Lesen wie zum Schreiben – nicht wiedergeben. In der Tat: Ein Menschenleben ist so wenig, da es so viele Menschenleben gibt; es ist eines von rund 7,6 Milliarden, die derzeit weltweit zugleich gelebt werden; und eines von noch mehr Milliarden, die schon gelebt worden sind und noch gelebt werden – ersetzbar, wiederholbar, vergänglich! Und gleichzeitig ist jedes Menschenleben einmalig und spannend; Biographien gehören zur meistgelesenen Gattung in der Literatur.

Dr. Andreas Mäcklers Vortrag bietet einen erhellenden Streifzug durch die Geschichte des biografischen Schreibens, beginnend bei biblischen Lebensbeschreibungen und Herrschaftsbiografien der Antike über die Viten hervorragender Menschen bis hin zur bürgerlichen Biografie der Gegenwart – eine kurzweilige Odyssee zu den großen und kleinen Unsterblichkeiten, die Zeit- und Geistesgeschichte miteinander verbinden. Sie ermöglichen erhellende Einblicke über die Stellung des Menschen als Individuum in der Welt. Aufgezeigt werden auch Möglichkeiten des biografischen Schreibens, um der Vergänglichkeit der eigenen Existenz wirkungsvoll zu entgegnen.