Zugegeben, die Titelzeile wurde wohl schon so oft genutzt, dass sie droht, abzunutzen. Aber sie passt im gegebenen Fall.

Seit über 13 Jahren bin ich als Auftragsbiograf für Privatbiografien aktiv. In dieser Zeit durfte ich viele Menschen kennenlernen, die mir ihre Lebensgeschichte anvertraut haben, und immer war der Kontakt mit meinem Gegenüber vertrauensvoll und angenehm. Aber es kann auch mal was schiefgehen. Im gegebenen Fall waren Auftraggeber und “Held” meiner Geschichte nicht dieselbe Person. Der Held war ein rüstiger Mann von 80 Jahren, der – nicht ohne Grund – stolz auf sein Lebenswerk zurückblickte: Er war Gründer einer Firma, die er von einer Garagenfertigung zu einem zu sehr erfolgreichen, mittelständischen Unternehmen aufgebaut hat. Auftraggeber war eine Person aus der Kindergeneration, mit der ich alles Geschäftliche geregelt habe, denn der Protagonist sollte die Biografie zum Geburtstag bekommen und nicht die Kosten erfahren. Soweit nicht ungewöhnlich und auch für mich kein Einzelfall.

Als ich in der Endphase des Projekts dem “Helden” ein Korrekturexemplar vorlegte, hat er das auch an den Auftraggeber weitergereicht – was umgehend zu einem Bumerang für mich wurde. Der Kunde war überhaupt nicht zufrieden mit dem Text, der viel zu profan und trocken wäre. Er wollte sogar die Tonaufnahmen haben, um meine Inhalte zu überprüfen. Dazu sei gesagt, dass der Protagonist ein nüchterner und unprätentiöser Mensch ist, der nichts Verspieltes an sich hat; deshalb war ich der Meinung, der Text würde schon zur Person passen. Kurz und gut: Die Fertigstellung des Auftrages wurde mir entzogen und jemand anderem übertagen, der das Ganze etwas “romanhafter” gestaltet hat. Kann man machen und ist Geschmacksache. Ich habe schlichtweg meinen bis dahin angefallenen Aufwand abgerechnet.

Zu meiner Freude hat mich aber der “Held” der Geschichte nach Fertigstellung des Buches noch einmal zu einem Kaffee eingeladen, mir für die vertrauensvolle Zusammenarbeit gedankt und bedauert, dass ich es nicht zu Ende führen konnte. Ich selbst war nach anfänglicher Verärgerung im Reinen mit der Sache, denn ich hätte mich zu arg verbiegen müssen, um den Wünschen des Kunden gerecht zu werden. Somit verbuche ich eine neue, wie ich denke wertvolle Erfahrung.