„Freipunkt“ heißt ein neues Buch, das dazu einlädt, die finanzielle Dimension des Lebens einmal genauer in den Blick zu nehmen: Wann habe ich eigentlich genug? Auf Selbstständige bezogen: Wann wird Arbeit optional, und ich kann mein Leben auch ohne sie bestreiten?

Geld – ein zentrales Lebensthema

Geld ist ein zentrales biografisches Thema. Neben seiner offenkundigen Bedeutung als Zahlungsmittel ist es mit vielen anderen Bereichen verquickt, die für ein gelingendes Leben wichtig sind – mit Bildung und Beruf, Gesundheit, Familie, Beziehungen und Selbstachtung beispielsweise. Sicherheit und Freiheit hängen daran. Mit Geld kann Macht ausgeübt oder Wertschätzung gezeigt werden. Viele Menschen können sich noch ganz genau an das erste selbst verdiente Geld erinnern und wofür sie es ausgegeben haben.

Erfahrungen prägen die Haltung zum Geld

Unsere Haltung zum Geld ist oft von frühen Erfahrungen und nicht immer guten Einflüssen geprägt. „Über Geld spricht man nicht, Geld hat man“, hieß es früher in meiner Familie. Mit dem Nachsatz: „…und wenn man es nicht hat, spricht man erst recht nicht darüber!“ Als Freiberuflerin musste ich später mühsam lernen, dass Geld doch gelegentlich der Rede wert ist, besonders, wenn man es berechnen will oder zu bezahlen hat.

Biografie in Kontoauszügen

Frank-Michael Rommert, einer der Autoren des „Freipunkt“-Buches, entnimmt den Konto-Auszügen eines Menschen ganze Geschichten, die sich nicht immer mit dessen persönlichem Selbstbild decken. Er lädt dazu ein, einen achtsamen Blick auf die eigenen Finanzflüsse zu werfen und sich zu fragen, ob das, was sie erzählen, den persönlichen Werten entspricht und den gesteckten Zielen dient – „Flowtracking“ nennt er das. Im Buch beschreibt er, wie sich Wunsch und Wirklichkeit einander näherbringen lassen.
Rommert hat immer als Solo-Selbstständiger gearbeitet. Von Anfang an war ihm klar, dass er beim Umgang mit Geld den ganzen Lebensbogen im Blick behalten und Rücklagen aufbauen muss, damit Arbeit eines Tages nicht mehr nötig ist. Wann dieser Punkt erreicht sein soll, ist dann planbar – spätestens zum gesetzlichen Renteneintrittsalter. „Ich möchte, dass dieses Buch in die Freiheit führt“, sagt er. Es verkauft nichts, sondern leitet praxisnah dazu an, die Verantwortung für die persönlichen Finanzen in die eigene Hand zu nehmen. Es bietet keine fertigen Lösungen an, sondern führt Schritt für Schritt zu individuellen Entscheidungen. „Selbst verstehen, selbst entscheiden und selbst verantworten“ lautet die Einladung, die Rommert mit seinem Buch ausspricht.

Wie viel ist genug?

Sich selbst die „Wie viel ist genug?“-Frage beantwortet zu haben, hat Frank-Michael Rommert dabei geholfen, die finanzielle Seite seines Lebens in den Griff zu bekommen. Es motiviert ihn, sparsam zu sein, ohne geizig zu werden, Verschwendung in seinem Leben zu reduzieren, aber großzügig zu bleiben, Vorsicht walten zu lassen, ohne ängstlich zu werden. Die Antwort auf die Frage nach dem Genug befähigt ihn, Entscheidungen zu treffen, die sich im Einklang mit seinen tiefen Bedürfnissen befinden.
Und seine Familie, seine Kinder? Haben die ähnlichen Vorstellungen davon, was „genug“ ist? Die Freude an Vintage-Mode und Second-Hand-Artikeln, das eigene „Flowtracking“ und der Blick für Dinge, die Spaß machen, gesund sind, niemandem schaden und nichts kosten – all das teilen seine Angehörigen mit ihm. Nicht, weil der Gürtel enger geschnallt werden müsse, sondern weil es sinnvoll ist und der Freiheitsgewinn, der sich aus dem achtsamen Umgang mit Geld ergibt, einfach motiviert.

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Adele v. Bünau