„Was kostet eine Biografie?“ Danach googelte ich kürzlich – und war überrascht über die Bandbreite der Treffer. So las ich von Angeboten unter 1.000 Euro und frage mich, wie das vonstatten gehen soll. Doch dazu später.
Häufiger sah ich Angebote ab 3.000 Euro, für 5.000 bis 6.000 Euro gibt es Festpreisangebote einiger Verlage für standardisierte Biografien. Aber kann man Lebensgeschichten standardisieren?
Manche Privatbiografen bieten ihre Dienstleistungen ab 7.000 Euro bis 20.000 Euro an. „Ausreißer“ finden sich bis 34.000 €.
Viele Biografen treffen keine Preisaussage, weil sie diese ohne vorheriges Gespräch nicht für seriös halten.
Zusammengefasst werden also Privatbiografien von 300 bis 34.000 Euro angeboten. Kein Wunder, dass Interessenten sich fragen, wie diese Unterschiede zustande kommen. Möglicherweise stellt sich bei den hochpreisigen Angeboten das Gefühl ein, „über den Tisch gezogen“ zu werden, die denkbar schlechteste Voraussetzung für den Wunsch, eine Biografie schreiben zu lassen.
Um die Preisgestaltung transparenter zu machen, stelle ich Ihnen im Folgenden zunächst die Arbeitsschritte vor, die bei der Erstellung einer Auftragsbiografie notwendig sind:
- Erstgespräch zum Kennenlernen und Besprechen des Buchprojekts (bei manchen Biografen kostenlos).
- Projektentwicklung: Auf Basis des Erstgesprächs und eventuell weiterer Gespräche mit dem Kunden wird definiert, in welcher Art und in welchem Umfang die Biografie geschrieben werden soll.
- Sichtung der Materialien: Fotos, Briefe, Zeitungsartikel, die mit in die Biografie einfließen sollen. Gegebenenfalls müssen Urheber- und Persönlichkeitsrechte geklärt werden.
- Interviewphase: Biograf und Kunde setzen sich mindestens acht, meistens mehr Stunden zusammen, in denen der Biograf die Lebensgeschichte rekonstruiert, Details nachfragt, den roten Faden in der Hand hält. Möglicherweise gibt es weitere Zeitzeugen, Freunde etc., die ebenfalls interviewt werden sollen. Die Gespräche werden aufgenommen.
- Transkription der Interviews. Für eine Stunde Interview werden im Schnitt drei bis vier Stunden für die Transkription, also das Abtippen der Audioaufnahmen, benötigt.
- Gegebenenfalls ist Recherche nötig, um Sachverhalte zu klären oder die Biografie in den historischen Hintergrund einzubetten.
- Entwicklung und Textarbeit: Der Biograf strukturiert die Biografie und erstellt das Rohmanuskript. Unwichtiges wird gestrichen, Wichtiges hervorgehoben. Er hebt die gesprochene Sprache in eine gut lesbare Version an, optimalerweise in einen Stil, in dem sich die erzählende Person wiederfindet.
- Nachdem der Text beziehungsweise Teile davon fertig sind, bekommt der Kunde diese zur Begutachtung. Darauf folgt die Abstimmung des Manuskripts mit dem Kunden, aus der sich gegebenenfalls Änderungen am Manuskript ergeben, die der Biograf vornimmt. Dieser Arbeitsschritt kann sich beliebig oft wiederholen.
- Auch das anschließende Lektorat des fertigen Manuskripts wird gerne unterschätzt. Hier ist besonders sorgfältiges und konzentriertes Arbeiten erforderlich. Meistens benötigt man für ein professionelles Lektorat eine mehrfache Durchsicht des Manuskripts, bei der der Text nach unterschiedlichen Kriterien durchleuchtet und optimiert wird.
- Nun folgt das Buchlayout: Buchformat, Satzspiegel, Schriftart, Schriftgröße und Zusatzmaterial wie Fotos oder Dokumente, die den Text bereichern sollen, werden mit dem Kunden abgestimmt und umgesetzt. In der Regel scannt der Biograf Fotos oder andere Materialien und bearbeitet diese (zum Beispiel Staub- und Kratzerentfernung).
- Anschließend bekommt der Kunde den Buchblock ein weiteres Mal zur Begutachtung. Eventuell sind auch hier Änderungen durch den Biografen erforderlich.
- In einem letzten Korrektorat wird der Buchblock unter anderem auf einen korrekten Satz, eine korrekte Silbentrennung und weitere Formalien überprüft.
- Nun folgen der Entwurf und die Gestaltung des Buchcovers. Passende Bilder oder Hintergründe müssen gefunden werden, ein Klappentext darf nicht fehlen.
- Wurden Buchblock und Cover vom Kunden abgenommen, erfolgt die Vorbereitung für den Druck. Der Biograf erstellt die Druckvorstufe und sucht und beauftragt eine passende Druckerei.
- Die Druckerei fertigt in der Regel einen Vorabdruck an, der wiederum geprüft und abgenommen werden muss.
- Schließlich erfolgt der Druck durch die Druckerei. Dafür möchte die Druckerei selbstverständlich auch Geld sehen.
Entscheiden Sie nun selbst: Sind diese Dienstleistungen für unter tausend Euro oder knapp darüber machbar?
Sofern es sich nicht um die Dokumentation eines einzelnen Lebensabschnitts, sondern um die gründliche Erarbeitung einer umfassenden Biografie handelt, ist nach meiner Erfahrung mit einem Zeitaufwand von 150 Stunden aufwärts zu rechnen. 200 bis 300 Stunden sind nicht selten.
Hier kommen wir an den Punkt, warum viele Biografen im Voraus gar keine Preisaussage treffen – sie ist kaum möglich!
Einerseits ist verständlich, dass Kunden wissen wollen, was finanziell auf sie zukommt. Andererseits ist es für uns Biografen immer ein Drahtseilakt, im Vorfeld genaue Aussagen über die voraussichtlichen Kosten zu treffen. Neue Themenstränge entwickeln sich während der Zusammenarbeit, hier ist noch ein Onkel zu interviewen, dort noch ein Fotoalbum zu sichten. Die unvorhersehbaren Fälle sind vielfältig. Das Schreiben einer Biografie ist ein Prozess, den niemand im Voraus bestimmen kann, er lebt, genau wie Ihre Geschichte, die in einem Buch festgehalten werden soll.
Wer das Projekt „eigene Biografie“ angeht, der hat es verdient, am Ende ein inhaltlich wie optisch hochwertiges Buch in den Händen zu halten, das ihn vollkommen zufrieden stimmt.
Was ist es Ihnen wert? Was sind Sie sich wert?
Foto: Pixabay
Das ist eine tolle Zusammenfassung, die sehr hilfreich für die Argumentation im Kontakt mit potentiellen Kunden und Kundinnen ist. Ich kenne das sehr gut, dass Menschen, die wegen einer Biografie anfragen, sich wundern oder es gar unseriös finden, wenn sie nicht vorher wissen, was diese Dienstleistung sie kosten wird. Es ist ja auch ungewohnt. Und es kann einen Interessenten, eine Interessentin ja auch unter Druck setzen – man muss es sich leisten können, so ein Projekt in Ruhe anzugehen.
Da hilft es tatsächlich am Besten, die ganzen Schritte des Prozesses so genau wie möglich im Vorfeld aufzuzeigen, um die Preisgestaltung transparenter zu machen. Darin ist dann immer noch nicht enthalten, wie man um manche Formulierungen ringt, damit sie so authentisch wie möglich klingen. Man kann niemandem im Vorfeld sagen, wie lange man sich mitunter mit wenigen Fotos beschäftigt, bis sie schön aussehen, an der richtigen Stelle sitzen, eine schöne Bildunterschrift haben. Das sind nur wenige Beispiele für die Teile der Arbeit, die man nicht auf den ersten Blick oder möglicherweise gar nicht sieht – das ist das, was „mit Liebe gemacht“ ist; das, was eine gelungene Biografie auszeichnet. Ja, es ist ein lebendiger Prozess, nicht genau kalkulierbar, aber in einem gewissen Rahmen. Danke für den Beitrag!
Eine sehr gute Übersicht der Dinge, die am Ende tatsächlich die Kosten erklären. Da kommt schon einiges zusammen. Habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass es so viel Geld kostet.
Ich auch nicht , dachte das wäre billiger aber jetzt kann ich das viel besser verstehen …..warum es was mehr kostet mein buge wäre 500 Euro aber damit komme ich nicht weit Das sollte ein Geschenk für mein Schwiegervater werden der 70 Jahre wird und viel erlebt hat
Mich würde interessieren, ob es auch schon mal wen gibt, der /die sich auf das Schreiben eines Lebens, mit vielen Zusatzepisoden bzw. Nebenschauplätzen einlassen würde. Wenn die Person, deren Leben in Text verfasst wird, das ganze verlegen lassen möchte.somit über den Verkauf prozentual beteiligt wird.
Setzt voraus, dass der Autor von seiner Arbeit überzeugt ist und es eine Geschichte bzw. echtes Leben ist, welches eine grosse Zahl an Lesern anziehen würde.
Ich frage deshalb, da ich in der Mitte meines Lebens soviel unglaubliches wie in einer Achterbahn durch habe, aber nicht versiert genug bin , es Menschen nahe zu bringen.
Es sind dabei auch einige Themen drin, die als Nebenschauplatz neu dazu ergänzt werden können. Z. B. Deutsche Gerichtsbarkeit,
Den Tod eines Menschen entscheiden, uneherlich in den 70er Jahren. Leben in einem Zimmer mit der Mutter.
Genickbruch überlebt. Ärztefehler, Krankenkassen und ihr nichts tun. Rechtsanwälte ohne Ahnung. Fond, s in Deutschland, die nicht so unbürokratisch sind und ein ziemliches durcheinander anrichten.
Vergessen von Missbrauch. Mobbing in der Schule und Arbeit, Leben mit Schmerzen, Tiere von Pferde Vögl und nicht zuletzt Hunde u D was die mit sich bringen, an Freude und auch Trauer.
Unerfüllter Wunsch nach eigener Familie.
Kennenlernen vom Vater mit 17. Kennen lernen Halbbruder mit 35. Nicht dazu gehören. Erbe gegen Tante erstreiten
Das was vor dem Leben des Biografen schon die Weichen gestellt hat, für die Personen, die z. B. Familiär eine Rolle spielen.
KPTBS, berentung mit 30, Esstörung, selbstverletzung, Suizid Hilfe bzw. Nicht Hilfe in psychiatrie oder psychologischer reha. und und und…
Eine Person, ein Leben…
Und die kleinen Dinge, die sie immer wieder versucht wahrzunehmen, und oft mehr zu schätzen weiß, als es für andere wichtig wäre.
Die Person kämpft, manchmal auch nur alles für Anerkennung nicht als komisch abgestempelt zu sein. Kaum einer merkt etwas direkt.
Freunde, die wichtiger sind denn je, da Familie sie ausgegrenzt hat, verletzt hat, oder nicht mehr lebt.
Kampf im Arbeitsleben. Von Ausbildung, um eine andere danach zahlen zu können, über Mobbing, zur Selbstständigkeit gedrängt und dann durch Ärztefehler alles weg. Wie deutsche Gerichte damit umgehen.
Also das wäre eine Miniskizze.
Danke für das Lesen von diesem langen Text